Mit einer bewegenden Rede verknüpfte Oberbürgermeister Dr. Johann Peter Brandenburg den Geburtstag von Johannes Reuchlin am 22.02.1455 mit der nahezu vollständigen Zerstörung unserer Stadt durch einen alliierten Fliegerangriff am 23.02.1945. (Bild 1:) Er konfrontierte die harten Realitäten des Wiederaufbaus mit der Notwendigkeit der geistigen Auseinandersetzung, der Ermutigung und der Pflege der seelischen Kräfte des Menschen. Mit der neuen Kulturgesellschaft sollte ein Gegengewicht geschaffen werden zur Disharmonie der Menschen, die sie durch Zerstörung und Orientierungslosigkeit erlitten hätten.
Mit der kommunalpolitischen Dimension der Gründung sollten vor allem Öffentlichkeit und Gemeinderat von der Notwendigkeit überzeugt werden, mit einem Haus der Kultur, dem Reuchlinhaus (Bild 2), die Einrichtungen Stadtbibliothek, Stadtarchiv, Schmuckmuseum und Ausstellungsräume des Kunst- und Kunstgewerbevereins zu vereinen.
Oberbürgermeister Brandenburg: "Zwar hat die Stadt viele andere Sorgen. Trotzdem werde an diesem Projekt festgehalten, da es etwas Typisches für unsere Stadt werden soll und einen hohen, volksbildnerischen Wert hat!" Er meinte, die Reuchlinstadt Pforzheim brauche einen Ort, in dem sich ihr geistiger Besitz manifestiere.
Die große Leistung der Gründer der Reuchlingesellschaft bestand im Appell, Tradition und Zukunft zu verbinden, jene hermeneutische Verflechtung zu verfolgen, die beides verknüpft.