Ernst Forsthoff
Jurist
* 13.9.1902 in Laar bei Duisburg, † 13.8.1974 in
Heidelberg
Gast der REUCHLIN-GESELLSCHAFT am 17.9.1959
Ernst Forsthoff war einer der führenden Juristen
des 20. Jahrhunderts. 1933 übernahm er seinen
ersten Lehrstuhl in Frankfurt am Main. Forsthoff
gehörte zu jenen Juristen, die zunächst durch
ihre Arbeiten dem NS-Regime juristische Legitimität
zu verschaffen bestrebt waren, entwickelte
sich jedoch bald zu einem entschiedenen
Gegner Hitlers. Trotzdem wurde ihm nach Kriegsende
sein Lehrstuhl (inzwischen in Heidelberg)
durch die amerikanische Militärregierung entzogen.
Erst 1952 konnte er an die Universität
zurückkehren. Als Staatsrechtler befasste sich
Forsthoff in dieser Zeit mit der Kommentierung
des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland.
Eine besondere Rolle spielte er in der Debatte
um die Begriffe “Sozialstaatlichkeit” und
“Rechtsstaatlichkeit” sowie deren Zusammenspiel
im Verfassungskontext des Grundgesetzes.
Der heutige Staat ist mit überkommenen Maßstäben
nicht mehr messbar. Die Zeiten der geschichtlichen
Grösse sind vorüber. Staatliches und
volkisches Überdauern ist zu einem guten Teil Sache
der fachmännischen Bewährung geworden.
Trotzdem ist der Mensch nicht auf den blossen
Fachmann zu reduzieren. Darin liegt eines der
vordringlichsten Probleme unserer Zeit.
Pforzheim den 17.9.59
Ernst Forsthoff